Berichte

2024-10-03 Wanderfahrt nach Werder und Potsdam

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Vom 3.-6.10.24 war der RVaT auf Berliner und Brandenburger Gewässern unterwegs. Bei der Planung hatte ich an goldenes Herbstwetter mit leuchtenden Blättern, strahlend blauen Himmel und klare Luft gedacht. Doch Berlin hielt feuchtkalte Luft, Wind und Nieselregen bereit, als wir am Donnerstag in Wannsee ankamen. Die Begrüßung durch den Wirt des PRCG war herzlich, wir nahmen unsere Schlüssel für das vereinseigene Gästehaus in Empfang und trafen den Bootswart „Packer“ für die Übergabe unseres Bootes „Hansi Belusa“.  Drei Leinen, zwei Schöpfbecher, Schwämme, Lappen, eine Lenzpumpe – Packer rechnete offenbar auch mit Wellen und Wasser im Boot.

An Rudern war nicht zu denken, aber es blieb noch Zeit für einen Besuch in Haus und Garten der Villa Liebermann nebenan. Gemälde vom Leben am Wasser, vom Gemüsegarten und von Liebermanns Reisen in der Villa, die von einer Stiftung und Freiwilligen gepflegt wird, draußen der traumhafte Heckengarten, der Birkenweg und der Nutzgarten im Original mit bildschönen Kohlsorten, Lauch und Blumen. Vom regengeschützen Pavillion aus sahen wir den wenigen Segelbooten auf dem Wannsee zu.

Nach einer stilechten Currywurst am Abend mummelte sich das Team in die Schlafsäcke. Letzter Gedanke vor dem Einschlafen: Hoffentlich lässt das Wetter morgen die Fahrt zu.

Kalt war es, aber der Wind war okay. Das Boot, breit und ziemlich schwer, wurde mit allem beladen, was wir für die kommenden zwei Tage brauchten. Besonders also belegte Brötchen, warme Sachen und Regenschutz. Martin steuerte uns die ersten Kilometer auf dem Wannsee um die Pfaueninsel herum, wegen des Nordwinds bogen wir dann nach der Sakrower Heilandskirche in den Sakrow-Paretzer-Kanal ein, um hier unter Land fahren zu können. Nach einer Pause an einem sandigen Ufer ging es weiter Richtung Westen bis zum Schlänitzsee, in den wir links einbogen. Jetzt genau nach Süden fahrend wehte uns der Nordwind sehr schön in den Rücken. Weiter über die Wublitz (ein für Motorboote gesperrter und entsprechend beschaulicher See) in den großen Zernsee. In dessen Mitte lag unser Ziel, die Insel Werder.  

Der denkmalgeschützte Ruderclub von 1918, gerade erst wieder frisch renoviert und lindgrün gestrichen, empfing uns mit Vorstandsmitglied Bille. Wir zogen das Boot an Land, glücklich, nicht nass geworden zu sein.  Nachdem alles verstaut war schlenderten wir über die Insel. Kopfsteinpflaster, kleine pastellfarbene Häuschen. Jetzt doch ein Regenschauer, ein willkommener Grund, ein Cafe aufzusuchen, wo wir uns tief ins Ledersofa fallen ließen und Torte bestellten. Martin testete auch ein Gläschen Obstwein, Werder ist für die Baumblüte im Frühling und die Kirsch- und anderen Fruchtweine berühmt.

Am nächsten Morgen waren wir die ersten Gäste beim Frühstück im Inselhotel. Nachdem wir die Gästehausschlüssel an Bille übergeben hatten – nicht ohne eine herzliche Einladung zum Besuch am Tegernsee auszusprechen – führte uns nun die Route vom Zernsee in den Schwielowsee, wo gleich nach der Baumgartenbrücke links die versteckte Einfahrt in den Wentorfgraben auf uns wartete. Flach, schmal, zugewachsen – wie ein grüner Tunnel ins Märchenreich. Die Vögel flogen auf, als wir durch ihr Reich glitten, vorsichtig steuerten wir zwischen umgestürzten Bäumen, Steinen und Wasserpflanzen durch den Graben. Am Ende dann Licht – der Petzinsee. Hier und im anschließenden Templiner See wurde es dann ziemlich belebt, Opti-Gruppen, Segler, Rudertraining, Motorboote, die ersten Potsdamer Dampfer tummelten sich auf dem Wasser. Wir legten eine Pause an der Potsdamer Rudergesellschaft ein – sehr schöne Steganlagen und ein wunderschönes Fachwerkhaus mit ehrwürdigen Holzarbeiten im Inneren. Und diese mollig warmen Waschräume! Perfekt, um die Steuerfrau wieder aufzuwärmen.

Martin übernahm wieder und lenkte uns um Herrmannswerder in die Potsdamer Innenstadt. Nach einem Abstecher in die Neustädter Bucht fuhren wir auf der „Alten Fahrt“ direkt zwischen Museum Barberini und Freundschaftsinsel durch. Nächstes Ziel am Ostufer des Tiefen Sees: der Schlosspark Babelsberg. Dort legten wir am Strand an und liefen dann den Weg zum Flatower Turm hinauf, einen von Kaiser Wilhelm I im 19. Jhd. erbauten Aussichtsturm. Mit jedem erklommenen Stockwerk erweiterte sich der Blick auf den Park, die Gewässer und die Stadt Potsdam.

Jetzt war es nicht mehr weit bis zurück zum Bootshaus am Großen Wannsee, das wir – ohne die Glienicker Brücke zu unterqueren – über die Seenkette Griebnitzsee – Griebnitzseekanal – Pohlesee- kleiner Wannsee erreichten.

Nach dem wohltuenden Abendessen bei Ruderclubwirt Jandro, der extra für uns gekocht hatte, rafften wir uns trotz einer gewissen Müdigkeit noch auf, um das „Festival of lights“ in der Innenstadt zu besuchen. Der Bebelplatz, der Dom, der Fernsehturm, das Brandenburger Tor und weitere Schauplätze wurden unter dem Motto „celebrating freedom“ mit farbenfrohen audiovisuellen Installationen bespielt. Wir waren mit vielen anderen Menschen auf den für den Verkehr gesperrten Straßen unterwegs, und es war auch gar kein Wind…

Nachdem eine von uns am Sonntag schon früh aufbrechen musste entschieden wir uns, statt zu rudern das Museum Barberini heute von innen anzusehen und fuhren nochmal mit der S-Bahn nach Potsdam. Ein wunderbarer Abschluss unserer Tour!

YN

Im Garten von Max Liebermann
Sakrower Heilandskirche
Steuern im Nordwind
Ruderclub Werder
Insel Werder mit Windmühle
schwungvoll eingestiegen
In Potsdam
Auf der "alten Fahrt" in Potsdam
Potsdamer Rudergesellschaft
Einfahrt in den Wentorfgraben
Flatowturm
Blick vom Flatowturm auf Potsdam
Im Innern des Turms
Strand in Babelsberg
Festival of lights, Bebelplatz