Gondelgrundlagen

Dank unserer langjährigen Freunde unseres Partnervereins “G.S. Voga Veneta Mestre” können wir seit mehr als 20 Jahren auch das Rudern auf venezianische Art (“Voga alla Veneta”) ausüben. Das venezianische Rudern unterscheidet sich in den Bewegungsabläufen grundsätzlich vom “englischen” Rudern („Voga inglese“) das uns bisher so vertraut war, aber der Spaß an der Bewegung ist mindestens genau so groß!

Die markantesten Unterschiede sind: Die Ruderer stehen (teilweise erhöht), schauen in Fahrtrichtung und ihre Ruder („remi“) lagern ohne Dollenringe in einer speziellen offenen Gabel („fórcola“).

Es gibt drei Arten des venezianischen Ruderns: Bei der ersten und durch die venezianischen Gondeln bekanntesten Art venezianisch zu rudern verwendet ein Ruderer ein einzelnes Ruder. Hier wird das Ruder gleichzeitig als Steuer benutzt. Für diese Art zu Rudern gibt es keine Entsprechung beim „englischen“ Rudern.


Bei der zweiten „a la valesàna“ verwendet ein Ruderer zwei gekreuzte Ruder. In seltenen Fällen kann man auch zwei Ruderer mit je zwei gekreuzten Rudern sehen. Dies ähnelt dem Skullen beim „englischen“ Rudern.

Bei der letzten und eigentlich häufigsten Art venezianisch zu rudern, rudern zwei oder mehr Ruderer – normalerweise eine gerade Zahl – auf wechselnden Seiten des Bootes mit jeweils einem Ruder. Das entspricht dem Riemenrudern.

Die venezianische Art zu Rudern ist erstaunlich effizient. Es gibt eine Studie die zeigt, dass ein Gondoliere um drei Leute plus das Gewicht des Bootes (~500kg) zu transportieren, etwa die vergleichbare Energie wie zum Gehen benötigt.

Besonders beeindruckend ist aber die Manövrierbarkeit von venezianischen Ruderbooten wie z.B. Gondeln: Der Gondoliere ist in der Lage jedes Manöver – Ablegen, rechtwinklige Kursänderungen, langsames Bremsen oder plötzliches stoppen, seitliches oder rückwärtiges fahren – auf engsten Raum mit nur einem Ruder („remo“) durchzuführen.

Die Möglichkeit ein Boot mit einem einzelnen Ruder – mit der resultierenden seitlichen Raumersparnis – zu bewegen, ist in einigen sehr schmalen venezianischen Kanälen unentbehrlich. Zusätzlich kann, wenn sich zwei Gondeln aus entgegen gesetzten Richtungen begegnen, das Ruder unter dem anderen Boot geführt werden oder – da das Ruder nicht in einer Dolle eingeschlossen ist – von der Gabel „fórcola“ angehoben werden und entlang der Länge des Rumpfs ausgerichtet werden. Damit dieses Manöver gelingen kann, gilt in Venedig ein ungewohntes Linksfahrgebot für Ruderboote. Wenn ein rudernder Gast in Venedig diese Verkehrsregel nicht kennt, kann er für große Aufregung sorgen, denn alle andern Schiffe (Taxiboote, Transportschiffe, Vaporetti (Wasserbusse)) erwarten dieses Verhalten von Ruderern.

In jedem Fall spielt der Ruderer am Heck „Pope“ die wichtige Rolle des Steuermanns „Popièr“. Weitere wichtige Positionen sind:
Der Bugmann, „primo remo“ oder „Provièr“, der den Schlagrythmus vorgibt und durch seine Position weit vorn im Boot Kurven nach rechts gut unterstützen kann.
Der „sentina“, der Ruderer der in Großbooten (6 oder mehr Ruderer) vor dem „popa“ auf dem Kielraum („sentina“) steht, der bei Kurven nach links durch einen besondern Steuerschlag unterstützen kann.

Mit dem Popièr auf der rechten Seite „lai“ zu rudern heißt „voga banda pope“. Auf der linken Seite zu rudern heißt „voga banda prova“.

(Viele Begriffe die im venezianischen Rudern benutzt werden sind alte venezianische Begriffe und es gibt keine einheitliche Schreibweise. So wird beispielsweise für „prova“ auch „prua“ als alternative Lautschrift verwendet. Hier geht es zu einem schönen Glossar venezianischer Gondelbegriffe )

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