Berichte

2025-04-01 Voga-Veneta-Kurs

Venezianisch Rudern – was ist das? So oder so ähnlich waren die Kommentare der Frankfurter Ruderfreundinnen und Ruderfreunde, als ich von meinem Plan erzählte, an dem Voga-Veneta-Kurs am Tegernsee teilzunehmen.

Nur ein Pärchen wusste damit etwas anzufangen – gut, sie haben auch eine Forcola im Regal …Am 01.04.25 ging es los, genau genommen früher, weil Birgit und Thierry Nédélec schon lange zuvor die Interessenten kontaktiert und eine Signal-Gruppe eingerichtet hatten. Am 01.04. dann wurde – wegen Abwesenheiten an den geplanten Kurstagen – schnell ein Zusatztermin organisiert und dann hieß es „Hand an die Gondel“ – bzw. „an den Sandolo“ oder „an die Mascareta“, da wollen wir schon korrekt bleiben.
Wir, die drei Schülerinnen (Sabine Freuding, Daniela Jecht, Andrea Rexhausen) und ein Schüler (ich, Christian Scholz) erhielten zunächst einmal einen Überblick über die venezianischen Bootstypen, sodann über die Besonderheiten der Boote und der verwendeten Ruder. Anschließend durften wir die Forcola (Plural: Forcole) kennen- und in die Boote einsetzen lernen. Natürlich hat jede Forcola ihren Platz – und natürlich setzten wir sie an der falschen Stelle oder jedenfalls in der falschen Richtung ein.
Für die (bislang) Uneingeweihten: Die Forcola ist die hölzerne Auflage für das Ruder, gewissermaßen die Dolle im venezianischen Ruderboot. Sie wird traditionell aus Obsthölzern gefertigt und muss regelmäßig gefettet und geölt werden, damit sie sich durch die Reibung mit den Rudern nicht verbraucht.
Dann das Einwassern der Boote: Trotz diverser Hilfsmittel (Bootswagen zum Transport, Richtungspfeile für die korrekte Positionierung, Keile für die Fixierung der Bootswagen auf dem Steg) ist das doch eine recht anstrengende Sache. Die Boote haben ein ordentliches Gewicht, die „Daniela“ muss zudem wegen des Kiels genau auf dem Wagen positioniert werden; die „Marlene“ war etwas leichter zu handhaben.Wir haben dann über vier Termine (ich sogar über fünf) eine umfassende Einführung in die Geheimnisse des venezianischen Ruderns erhalten – und zugleich noch einige Anregungen, welche Optionen sich bieten, wenn – ja, wenn – man den Kurs erfolgreich hinter sich bringt: den Voga-Veneta-Treff montags im Verein, die Fiorita in Venedig und natürlich die Vogalonga, um nur einige zu nennen. Das motiviert natürlich. Aber: Bringt man den Kurs auch erfolgreich hinter sich? Ich selbst schwankte über die fünf Termine zwischen „das lerne ich nie“ und „gar kein Problem“. Wie immer liegt die Wahrheit in der Mitte.
Wir haben den Kurs, denke ich, alle erfolgreich abgeschlossen – auch wenn ich immer dann, wenn ich meinte, den Bogen raus zu haben, wieder mein Ruder verloren habe … (für die Uneingeweihten: die Forcola ist offen. Jedes Schwanken im Boot, jede unbedachte Handbewegung kann dazu führen, dass das Ruder aus der Auflage, der Forcola, fällt – und dann im Wasser liegt, das Boot abbremst und zu einem Kurswechsel führt). Wir haben gelernt, entlang der Uferlinie zu fahren, kursgerecht aufzustoppen (na ja, mehr oder minder), an- und abzulegen und diverse Manöver zu fahren. Das alles verdanken wir unseren beiden sensationellen Lehrern Birgit und Thierry, die mit äußerster Ruhe und sehr viel Geduld unsere, teilweise sicher sehr unbeholfenen Versuche beobachtet und verbessert haben.

Christian Scholz

 

Bilder: J. Nave