Berichte

Vogalonga 2024

Dieses Jahr nahmen von uns fünf Voga Veneta Ruderer und 4 „englische“ Ruderer teil. Die Voga Veneta Ruderer ruderten in einem reinen Tegernsee-Sandolo und stellten einen Popa für eine ansonsten italienisch besetzte Caorlina (insges. 6 Ruderer). Wir hatten wieder viel Spaß und viele schöne Tage mit unseren Freunden vom Partnerverein Mestre – inklusive gemeinsamer Restaurantbesuche und Ausfahrten. Einen lebhaften Bericht gibt es diesmal aus Sicht des gesteuerten Doppeldreiers:

Logbuch Vogalonga 2024 im gesteuerten Doppeldreier

Pfingstsonntag, 19. Mai 2024, es ist 5:30 in der Früh. Ich liege wach im Bett, weil im Camp zwischen den Bungalows gruppenweise Leute mit einem Paddel in der Hand und mit Seesack und Sportsachen ausgerüstet miteinander diskutieren und dann zielstrebig weitereilen. Wir, das Team mit Dana Verwohlt, Anna Heyl, Jan Weiss und mir (Jens Verwohlt) hatten 6.15 Uhr Aufstehen als ausreichend früh geplant. Pünktlich serviert Anna uns Kaffee aus der eigens mitgebrachten französischen Druck-Kaffeekanne. Und es sieht alles gut aus für die Vogalonga 2024: das Wetter passt, die Sonne kommt durch, kaum Wind und alle gesund und gut vorbereitet.

Eine Menge Vorbereitung liegt hinter uns:

Viele Tage vorher haben wir den RVAT Gig-Doppelvierer ohne Steuermann „Oldie“ in einen Gig-Doppeldreier mit Steuermann umgebaut, ausprobiert, eingestellt, Material für den provisorischen Luftkastenbau zusammengesucht, Auto mit Anhängerkupplung organisiert, Unterkunft gebucht,

5 Tage vorher Boot und Skulls verladen, Zubehör auf die Autos aufgeteilt

2 Tage vorher Bootstransport und Anreise – an dieser Stelle ein Dank an Carmen für die Organisation und an Giorgio, der zu später Stunde am Voga Mestre auf uns gewartet, das Gelände aufgesperrt und unseren Bootshänger mit auf die richtige Parkposition geschoben hat

Am Tag vorher stundenlang Boot zusammengebaut und provisorischen Luftkasten und Wellenbrecher ans Boot gebastelt – dieser Aufbau ist unbedingt geboten aufgrund der Wellen in der Lagune.

Nun sollten wir aber los. 9 Autominuten später parken wir am Straßenrand der Via San Giuliano in Mestre und eilen mit Seesäcken und reichlich Proviant zum Bootshaus von unserem Partnerverein Voga Mestre. Dort hatten wir über Nacht Steuer, Fahne, Rollsitze aufbewahrt.

Minuten später haben wir unser Boot startklar. Schon an Land sind die Skulls in den Dollen eingelegt und der Länge nach im Boot, auch Seesäcke und Getränke sind im Boot. Das Boot ist dadurch bei Tragen zwar sehr schwer, aber nur so geht es zügig. Es sind hunderte Boote, die hier am Morgen ablegen und nur wenige Steganlagen. Wir haben uns eingereiht, nur noch etwa 10 Ruderboote, die vor uns ablegen. Das kostet trotzdem Zeit, mindestens 30 Minuten. Alle Boote müssen noch nach Venedig rüberrudern, durch den Canale di Cannaregio und den Canale Grande in das Bassin vor dem Plazza San Marco, wo bereits um 9 Uhr der Start ist. Das sind gut 6 km und die Brücke TreArchi im Canale di Cannaregio ist schon bei der Hinfahrt ein Nadelöhr vor dem es sich staut. Und da die Zeit knapp wird, versuchen andere Teams immer wieder sich dabei vorzudrängeln. Um kurz vor 8 sitzen wir endlich ruderbereit im Boot. Doch schon die Strecke nach Venedig konnten wir nicht volle Kraft und volle Länge durchrudern, weil vor uns Paddelboote kreuz und quer in unsere Fahrlinie kreuzten. Im Canale di Cannaregio ging es dann nur im Stop and Go weiter, weil dort gleichzeitig noch Wassertaxis und Wasserbusse verkehrten.

12 Minuten vor dem Start erreichten wir endlich San Marco. Tausende Boote vor uns, neben uns, hinter uns. Wir haben es gerade noch genau vor den Plazza San Marco geschafft. Das Feld ist dicht, es gibt kein vor, kein zurück, noch 3 Minuten bis zum Start. Wir sind ruderbereit. Schnell noch was getrunken und Müsliriegel gefrühstückt.

Den Startschuss aus nächster Nähe miterlebt setzte sich das Feld tausender Boote in Bewegung, unter diesem gewaltigen Eindruck konnte unsere Steuerfrau zunächst einige Lücken nutzen und wir überholten viele Boote. Es waren aber weiterhin tausende Boote vor uns. Ausgerechnet an der ersten kritischen StelleVignole, da muss die Südspitze in einer Linkskurve passiert werden, hatten wir tatsächlich eine kritische Situation.

Vor uns kam plötzlich das ganze Feld der Boote zum Stehen. Irgendwas musste passiert sein: ein Crash oder ein Boot gekentert, wir konnten es nicht sehen. Wir waren in Kürze eng eingekesselt von großen Gondeln, Dickschiffen, Drachenbooten, Paddelbooten. Weil direkt tausende Boote hinter uns aufschließen und nicht so schnell stoppen konnten, waren wir mit zig Booten eingeklemmt und die Strömung drückte uns alle Richtung einer Mauer.

In so einer Situation ist schnelle Reaktion wichtig, nur aufpassen, dass uns keiner das Steuer hinten kaputtfährt und auf die Ruderblätter aufpassen, andere Boote abhalten und die Richtung ändern, weg von der Mauer. Eine echte Stress-Situation. Irgendwann konnten wir uns aus dem Gewirr befreien und das Feld weit außen überholen. Bis San Erasmo wurden die Lücken immer größer, endlich war es möglich mit voller Länge und vollen Druck durchzurudern. Noch vor 11 Uhr erreichten wir im Korso mit einigen anderen Ruder 4ern Burano und konnten die Durchfahrt richtig genießen, denn viele Boote machen hier Pause und haben am Ufer angelegt. Die lange Etappe durch die Lagune nach Verlassen von Burano und Mazzorbo bis zum Erreichenvon Murano war zwar komfortabel zu rudern, da die Strecke frei war, aber mit Schiebewind und Mittagssonne quälend heiß. Bei der Durchfahrt durch Murano motivierte zujubelndes Publikum zum Weiterrudern. Danach verging die Zeit vergleichsweise schnell, bis wir wieder die Einfahrt zum Canale di Cannaregio erreichten. Hier hieß es kurz warten, weil die Polizei die Boote einzeln zur Einfahrt aufgerufen hat. Dadurch konnte der Canale die Cannaregio aber vergleichsweise zügig, ohne Pause, durchfahren werden. Die Taucher, die an der Brücke Tre Archi ein Durchkommen der Boote unterstützen, brauchten bei uns nicht aktiv werden. Die Fahrt durch den Canale Grande war dann wirklich schon entspannt. Keine Motorboote unterwegs, ein aufgelockertes Feld an Booten, scharenweise zujubelnde Zuschauer auf Rialtobrücke, Academia-Brücke, an all den Plätzen, Gebäuden und auf Ideallinie steuerte uns Dana ins Ziel, wo uns um kurz nach 12 die Urkunden überreicht wurden.

Aus dem Bassin von San Marco rollten einige höhere Wellen heran, daher war für eine Verschnaufpause hier keine Gelegenheit. Gleich gewendet ging es durch den Canale Grande zurück, möglichst nah am Ufer, denn es kamen die weiteren Vogalonga-Boote auf dem Weg ins Ziel entgegen. Nach etwas weniger als 1 km biegt man bei der Heimfahrt auf Höhe der Universität aber in den „Rio de Ca’Foscari ein“, das ist ein Shortcut, der direkt zum Bahnhof von Venedig führt und schließlich nach Durchquerung einiger Straßen und Eisenbahnbrücken wieder durch die Lagune Richtung Mestre. Am frühen Nachmittag hatten wir das Boot bereits abgebaut und auf dem Hänger fest verladen.

Die Rückfahrt am Folgetag hat gut geklappt, Mannschaft und Material sind wieder heil zurück.

Es bleiben grandiose Eindrücke von einem gelungenen Vogalonga-Erlebnis

Herzlichen Dank an das Team. Anna hat sich unzählige Male umgedreht, uns großartig navigiert und dabei immer die Nerven behalten. Dana hat eine sensationell gute und ideale Linie gesteuert und Hindernisse mit Abstand passiert. Jan ist über die ganze Strecke cool und gelassen geblieben und hatte Power bis das Boot wieder verladen war.

Besonderen Dank an das Team vom Voga Mestre für die Organisation, die herzliche Gastfreundschaft und die herrliche Bewirtung mit Speisen und viel leckeren italienischen Wein.
 (JV)